Woche 15: Anrufe von Fake-Behörden auf Rekordhoch – dies ist aber nicht nur ein negatives Zeichen

16.04.2024 - Seit neun Monaten beobachtet das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) mittlerweile das Phänomen der gefälschten Anrufe von angeblichen Polizeibehörden. In den letzten drei Wochen haben sich die Meldungen zu diesem Phänomen beim BACS nahezu verdreifacht und sind verantwortlich für den höchsten Meldeeingang seit Gründung der Anlaufstelle. Der hohe Meldeeingang ist jedoch nicht nur negativ einzustufen.

Seit Sommer 2023 werden dem BACS vermehrt gefälschte Anrufe von angeblichen Polizeibehörden gemeldet. Der Betrug startet mit einem Telefonanruf von einer vermeintlichen Polizei- oder Zollbehörde, die vorgibt, dass beispielsweise persönliche Bankkontodaten im Zusammenhang mit einer Straftat aufgetaucht seien. Es gibt dabei diverse Varianten. Allen gemeinsam ist jedoch, dass eine computergenerierte Stimme in tadellosem Englisch spricht und die angerufene Person auffordert, die Taste «1» zu drücken, um weitere Informationen zu erhalten. Danach wird man mit einem vermeintlichen Polizisten verbunden.

Nach einer ersten grossen Anrufwelle im vergangenen Herbst und einem anschliessenden Rückgang in den Wintermonaten explodierten die beim BACS eingehenden Meldungen in den letzten Wochen. Die Angreifer haben offenbar ihr Geschäftsmodell intensiviert.

Meldeeingang pro Woche in der Kategorie «Anrufe im Namen von Fake-Behörden»
Meldeeingang pro Woche in der Kategorie «Anrufe im Namen von Fake-Behörden»

Der Trick mit dem Drücken der Taste «1»

Die Angriffe ähneln den seit einiger Zeit beobachteten Anrufen im Namen von Microsoft. Hier ruft der Betrüger das Opfer direkt an und es wird behauptet, dass der Computer des Anrufers infiziert sei. Da die meisten Angerufenen den Betrug sofort durchschauten, wurde entweder sofort aufgelegt oder die Betrüger hatten es mit verärgerten Menschen zu tun, die ihren Unmut über solche betrügerischen Anrufe entsprechend zum Ausdruck brachten. Die Täter haben sich daher eine effektivere Variante einfallen lassen.

Bei der aktuellen Variante ruft nicht mehr ein Mensch an, sondern eine Maschine. Diese probiert den ganzen Tag zufällig Schweizer Telefonnummern durch. Ist die Nummer ungültig, ruft sie sofort die nächste an, trifft sie auf eine gültige, wird das Band mit der Durchsage abgespielt und das Opfer aufgefordert, auf die Taste «1» zu drücken. Erst nach Drücken der Taste «1» wird der Angerufene mit dem Betrüger verbunden. Und hier liegt auch der Grund verborgen, warum die Taste «1» gedrückt werden soll: Nur diejenigen werden so mit den Betrügern verbunden, die die Geschichte zumindest ansatzweise glauben.

Hoher Meldeeingang ist nicht nur negativ 

Mit dem Einsatz einer solchen Maschine sind der Anzahl der Anrufe kaum Grenzen gesetzt. Sie könnte an einem Tag praktisch jeden Anschluss in der Schweiz anrufen. Je sensibler dabei die Bevölkerung ist und die Anrufe sofort abbricht, desto mehr Anrufe muss die Maschine der Betrüger tätigen, um genügend potentielle Opfer zu generieren, die dann mit den Betrügern verbunden werden. Eine hohe Zahl an Meldungen beim BACS kann somit auch etwas Positives bedeuten, nämlich, dass der grosse Teil der Bevölkerung sensibilisiert ist, den Betrug rasch durchschaut und den Anruf sofort unterbricht.

Rufen Sie nicht zurück, die angezeigte Nummer ist gefälscht

Bei diesen Anrufen erscheint auf dem Display fast immer eine Schweizer Mobiltelefonnummer. Das BACS erhält immer wieder Meldungen von Personen, die den Anruf verpasst haben und auf die angezeigte Nummer zurückrufen. Die Besitzerin oder der Besitzer der Telefonnummer hat jedoch keine Ahnung von dem Vorfall und dem Anruf und ist auch kein Polizist. Die angezeigte Nummer gehört in diesen Fällen nämlich zu Telefonanschlüssen, die mit dem Anruf nichts zu tun haben und gefälscht sind. Die Anrufer nutzen die Internet-Telefonie und können so ihre Rufnummer fälschen, verschleiern oder unterdrücken, wie sie wollen. Manchmal gehört die angezeigte Nummer zu einem tatsächlichen Anschluss, in anderen Fällen ist die Nummer niemandem zugeordnet.

Da die angezeigte Rufnummer einer Person gehört, die nichts mit dem Anruf zu tun hat, kann sie auch nicht einfach gesperrt werden. Würde man die Rufnummer sperren, so würde man den Anschluss einer unbeteiligten Person sperren, was für diese neben dem Ärger durch zahlreiche Rückrufe von verärgerten Personen noch schwerwiegendere Folgen hätte. Der Missbrauch der Handynummer ist auch für die Besitzerin oder den Besitzer sehr ärgerlich. Meistens hören die Anrufe aber nach einiger Zeit auf. Ist dies nicht der Fall, bleibt oft leider nur der Wechsel der Telefonnummer.

Empfehlungen

  • Brechen Sie solche Telefonanrufe sofort ab. Weder die Polizei noch andere Behörden tätigen Anrufe, um Zugriff auf Ihre Geräte zu erlangen;
  • Gestatten Sie niemandem einen Fernzugriff auf Ihre Geräte. Sollten Sie Fernzugriff gewährt haben, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Computer infiziert wurde;
  • Deinstallieren Sie in einem ersten Schritt das Fernzugriffs-Programm;
  • Besteht der Verdacht einer Infektion, lassen Sie den Computer unverzüglich von einer Fachperson untersuchen und gegebenenfalls säubern. Die sicherste Variante ist, den Computer vollständig neu aufzusetzen. Vergessen Sie aber dabei nicht, alle persönlichen Daten vorher zu sichern;
  • Haben Sie einen finanziellen Schaden erlitten, melden Sie den Fall Ihrer Bank und erstatten Sie Anzeige.

Aktuelle Zahlen und Statistiken

Die Anzahl Meldungen der letzten Woche nach Kategorien sind publiziert unter:

Aktuelle Zahlen

Letzte Änderung 16.04.2024

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