Woche 12: Leicht verdientes Geld oder wie Hacker und Betrüger Geld waschen

28.03.2023 - Mittels gefälschter Identitäten oder gehackten Kontos an Geld zu gelangen, ist lediglich der erste Schritt für Cyberkriminelle. Anschliessend die Spuren zu verwischen, um den Ermittlern zu entkommen, ist aber ebenso aufwändig, wie der Betrug selbst. Die Rückzahlung eines erschlichenen Geldbetrags auf das Konto des Opfers wirft ein Schlaglicht auf die Geldwäscherei-Schattenwirtschaft. Das NCSC nimmt dies zum Anlass, um über die Rekrutierung von sogenannten Money Mules zu berichten.

Mittels eines riesigen Arsenals an Hacking- und Betrugstricks versuchen Cyberkriminelle an Geld zu kommen. Sobald dies gelungen ist, stellt sich den Angreifern das Problem, an das erschlichene, erpresste oder gestohlene Geld zu kommen, ohne dabei erwischt zu werden. Dies ist nicht so einfach, lässt sich doch die Spur des Geldes relativ gut verfolgen. Um die Rückverfolgung zu erschweren, werden durch die Angreifer unterschiedliche Methoden angewendet.

Zumeist werden die Geldbeträge über mehrere Banken in unterschiedlichen Ländern verschoben. Oder mit dem erbeuteten Geld wird Kryptowährung gekauft und die Nachvollziehbarkeit anschliessend in einem sogenannten Kryptowährungs-Mixer (auch Tumbler genannt) erschwert. Meist werden dazu unverdächtige Konten und Kontoinhaber benötigt, welche derartige Transaktionen zulassen.

Deshalb suchen Cyberkriminelle mit attraktiven Stellenangeboten nach Finanzagenten, sogenannten «Money Mules» (deutsch: Geldesel), deren unverdächtige Bankkonten sie für ihre Geldverschiebungen ins Ausland missbrauchen können. Wer an solchen «Geschäften» mitwirkt, macht sich jedoch der Geldwäscherei strafbar.

Geld verdienen im Schlaf? Dies endet meistens in einem Albtraum.
Geld verdienen im Schlaf? Dies endet meistens in einem Albtraum.

Die Anwerbung von Kontobesitzern ist nicht einfach, müssen diese doch über den wahren Hintergrund der Geldverschiebung im Dunkeln gelassen werden. Angesichts der hohen Strafen, welche für das Geldwaschen gesprochen werden, würden dies die meisten Leute wohl nicht freiwillig machen.

Dass dabei für die Betrüger nicht immer alles rund läuft, zeigt ein Fall, der letzte Woche dem NCSC gemeldet worden ist. Nachdem der Meldende auf einer Kleinanzeigeplattform eine Autobahnvignette für 30 CHF gekauft und bezahlt hatte, meldete sich der «Verkäufer» erneut bei ihm und sagte, das verwendete Konto sei «überlastet» und versuchte, die Bezahlung auf ein anderes Konto umzuleiten. Gleichzeitig erhielt der Melder das bezahlte Geld zurückerstattet, was ihn stutzig machte. Was war geschehen?

Der Kontobesitzer wollte sich offensichtlich nicht als Money Mule oder Finanzagent betätigen, hatte kalte Füsse bekommen und kurzerhand die betrogenen Summen zurückerstattet. Die Betrüger mussten deshalb reagieren und das Opfer überzeugen, das Geld auf ein anderes Konto zu überweisen. Die Vignette wurde natürlich nie gesendet, aber der Meldende war erfreut, dass er nach kurzer Zeit sein Geld zurückerhalten hatte.

Geldwäscher als Nebenjob

Nicht nur mit Arbeitsangeboten auf Job-Plattformen, sondern auch per E-Mail werden Personen gesucht, welche nebenbei «einfach Geld verdienen» möchten. Mit irgendwelchen Geschichten werden die Geldflüsse plausibilisiert. Beispielsweise sollen Spenden für eine Wohltätigkeitsorganisation an «Bedürftige» ausbezahlt werden.

Geldwäscher als angebliche Jobangebot der WHO getarnt.
Geldwäscher als angebliche Jobangebot der WHO getarnt.

Manchmal werden auch kleinere Arbeiten verlangt, welche dann massiv überbezahlt werden.

Geldwäscher als Kryptowährungs-Investor

Von Geldwäscherei wurde dem NCSC auch aus dem Bereich Krypto-Investment berichtet. Bei Personen, welche sich für Kryptowährungs-Investitionen interessierten, wurde durch den «Supporter» der Investmentfirma eine Fernwartungs-Software installiert und im Namen des Kunden ein Bankkonto eröffnet. Anschliessend wurden angeblich für Tests mehrere grosse Summen auf das Konto und von dort weiter überwiesen. Sobald sich die Bank dann meldete und Auskunft über diese Geldflüsse verlangte, hatte sich die Investitionsfirma in Luft aufgelöst.

Geldwäscher aus Freundlichkeit

In diesen Fällen erhalten Personen unangekündigt und von unbekannter Seite her Geld auf ihre Konten. Kurz darauf meldet sich eine Person bei ihnen, welche das Geld angeblich «falsch» überwiesen habe. Sie bittet nun wegen angeblicher Dringlichkeit, dass das Geld nicht zurückgesendet, sondern an ein drittes Konto überwiesen werden soll.

Empfehlungen:

  • Stellen Sie Ihre Bankkonten nie Dritten zur Verfügung;
  • Falls Job-Inserate nach «zu gut um wahr zu sein» tönen, sollten Sie nicht darauf eingehen;
  • Wer unerwartet Geld auf sein Konto überwiesen bekommt, soll dieses auf keinen Fall auf ein anderes Konto weitersenden, sondern immer zurücküberweisen;
  • Auch wenn Sie selbst als Finanzagent/in tätig gewesen sind und so möglicherweise gegen das Gesetz verstossen haben, sollten dieses Internetdelikt unbedingt zur Anzeige bringen;
  • Informieren Sie Ihre Bank und die Polizei über die getätigten Transaktionen.

Aktuelle Zahlen und Statistiken

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Letzte Änderung 28.03.2023

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